Die Bruderschaft der weißen Hand


Historica Aventuria 5 n.Hal   


... Doch noch wußten weder die Helden jener Tage, noch die Großen jener Zeit, was für Auswirkungen dies haben würde. Und so begann der dritte Teil dieser geheimnisvollen Geschichte.

Archon Xeleron erschien wenige Augenblicke später in seiner alten Akademie, begab sich sofort in die Bibliothek und studierte Tage und Nächte das verborgene Wissen. Die gewonnene Erkenntnis war alles andere als hoffnungsvoll. Es war unmöglich, ein weiteres Mal den Schlüssel zu rekonstruieren. Entweder er würde den alten, ursprünglichen Schlüssel bekommen, oder er würde ihn vollständige zerstören lassen. Xeleron's Zorn erwachte wieder. Er verfluchte diese Frau. Hätte er doch - in diesem Moment kam ihm eine Idee. Warum sollte er sich nicht an die Personen wenden, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatten, "Dinge" zu besorgen. Ihre Mittel und Wege waren ihm versperrt. Aber er besaß das richtige Lockmittel und ausreichend Gold, um jemanden zu beauftragen. Und er kannte einen der Besten. Erneut machte sich Xeleron auf die Reise.


Schauplätze : Kuslik    Gareth    Gerasim    Andergast    Joborn   

 Rondra 5 n.Hal

Es drohte einer dieser langweiligen Tage in Gerasim zu werden. Von wegen : Ebinea hatte gerade ihren letzten Auftrag beendet und sich in der "Schule des direkten Weges" zurückgemeldet, als ihr ein prunkvoller Ring auf dem Boden des Ganges auffiel. Loyal brachte sie das verlorenen Schmuckstück zurück zu Anastasius Silberhaar, der über ihre Reaktion sehr erfreut war. So schlenderte Ebinea zufrieden ihrer freien Zeit entgegen. Am "Platz der Verständigung" erwartete sie die nächste Überraschung. Eine Gruppe von Abenteurern, ein Krieger, ein Magier, ein Zwerg und ein Echsenmensch, machten es sich dort zur Rast bequem und erzählten von ihrer Jagd auf eine weiße Echse, die in Richtung Andergast gesehen wurde. Es war eine saftige Belohnung auf ihren Kopf ausgesetzt worden, nachdem sie einige Menschen getötet hatte. In der Nacht passierte das Unheimlichste, was Ebinea bisher erlebt hatte. Sie fand auf dem verlassenen Platz eine in leuchtendes Rot gekleidete Frau. Sie lag auf dem Boden, konnte kaum atmen und ihre Haut war von dunklen, schwarzen Flecken übersät. Ebinea holte sofort Hilfe und nach einiger Aufregung nahmen sich die Spektabilitäten Anastasius Silberhaar und Mondglanz Eichenfeld persönlich der Frau an. Trotz all ihrer Bemühungen konnten sie nicht mehr helfen. Die dunklen Flecken brachen auf, zeigten rotglühende Risse, vergrößerten sich bis dicke, glühende Flüssigkeit austrat und die Frau in einen Haufen Asche verwandelten. Als ob dies ein Zeichen gewesen wäre, auf das Mondglanz Eichenfeld gewartet hatte, wurde Ebinea am nächsten Morgen mit einer Pergamentrolle für Carolan Schlangenstab nach Kuslik geschickt.

 Efferd 5 n.Hal

In der Hauptstadt Gareth ging Rovin seiner Tätigkeit nach. Als recht lukrativer Ort hatte sich das Gasthaus "Der Barde" herausgestellt und Rovin war gerade bei seiner Arbeit, als plötzlich drei Zwerge hereinstürmten und zwei von ihnen die Gäste mit Armbrüsten in Schach hielten. Der dritte ging mit gezogener Axt zu einem Gast, sprach ihn kurz an und erschlug ihn. So schnell wie die Zwerge gekommen waren, so schnell war der Spuk auch wieder vorbei. Einige der Umstehenden versuchten dem am Boden Liegenden zu helfen. Es gab ein kleines Gedränge, aus dem Rovin als Sieger hervorging. Den kostbaren schwarzen Ring am Finger des Toten saß leider zu fest, aber die Form und das Abbild der weißen, flachen Hand prägte er sich ein. Nachdem sich die Gäste wieder beruhigt hatten, die verständigte Stadtgarde die Zeugen befragt und die Hälfte der Gäste in höchster Eile gegangen war, betrat „Luinando de la Rossa“, ein weitbekannter Barde das Gasthaus und gab eine hinreißende Vorstellung. Seine Fingerfertigkeit zeigt er nicht nur an seiner Harfe, sondern auch mit seinem Dolch, der mit höchster Präzision einen Diebstahl verhinderte. Kurze Zeit später rettete Rovin Luinando das Leben, als der gestellte Dieb mit einer Armburst am Fenster auf den Barden zielte. Luinando lud zum Dank zu Speis und Trank und man erzählt sich gegenseitig seine Heldentaten. Rovins scharfem Blick entging dabei nicht die sehr kunstvolle Tätowierung eines Skorpions am Hals des Barden. Die beiden verstanden sich so gut, daß Rovin einverstanden war, Luinando auf seiner Fahrt nach Andergast zu begleiten. Auch wenn der Barde ausdrücklich keine "Arbeit" während seiner Vorstellungen erlaubte, verlief die Reise überaus angenehm.

Erik Garaldson befand sich auf dem Weg nach Joborn, begleitet von einer jungen Frau mit dem Namen Ebinea. Nie hätte er gedacht, die Hallen der Akademie so schnell zu verlassen, um auf eine Reise zu gehen. Aber es war auch wirklich keine normaler Woche gewesen. Zuerst besuchte Haldana Ilmenstein, die Magisterin der Magister persönlich, ohne Ankündigung ihre ewigliche Magnifizenz und Spektabilität seiner Akademie Carolan Schlangestab. Zur gleichen Zeit wollte ein äußerst bedrohlicher, schwarz gekleideter Zeitgenosse, Tildin Geridon, mit einer häßlichen Narbe über dem ganzen linken Gesicht ebenfalls Carolan sprechen und bearbeitet unbeherrscht die Akademietür mit seinem Dolch, bis er endlich eingelassen wurde. Verblüffender Weise hatte Carolan diesen Besuch erwartet. Und um die Verwirrung zu perfektionieren, materialisiert sich am nächsten Tag, mitten in der täglichen Hesindemesse ein gewaltiger Magier in einer großen, wallenden, weißen Robe und einem besonders prächtigen Stab. Diesen Besuch hatte Carolan definitiv nicht erwartet, denn in seiner Verwirrung ließ er Erik den Gottesdienst beschließen. Am nächsten Tag, nach dem Sprachunterricht, befahl der Magister Idrion Kardok seinen Novizen Erik alles über das alte Echsenreich Zze Tha in der Bibliothek nachzulesen, besonders über die Echsenarten und den Hort des Drachen Pyrdakor. Einige Tage später bekam Erik den Auftrag von Carolan Schlangenstab, in Anwesenheit von Dorana Ilmenstein, unverzüglich nach Joborn aufzubrechen und im Gasthaus zum "Hustenden Henker" den Wirt zu treffen, der ihm weitere Anweisungen geben würde. Es handle sich um eine sehr delikate Angelegenheit, in der unbedingt ein Studiosus der "Halle der Metamorphose" benötigt werde. Wenn Erik irgendwer erklärt hätte, was daß alles zu bedeuten hatte, aber nein, wie immer lag alles im Dunklen und dieses vielsagende Lächeln von Dorana am Ende !?

 Travia 5 n.Hal

Endlich war der Felddienst vorbei. Der Kriegshaufen von Andergast hatte seine Position verändert, die Miliz befand sich am Turansee und die vielen kleinen, verstreuten Truppen der Barone und Grafen kämpften an der Grenzlinie und in ihren eigenen Ländereien gegen den Feind. Marjám Alróm zog es zurück in die "Königlich Andergastsche Lehranstalt des Arkanen Kampfes". Kurz vor Andergast traf er einen erschöpften und geistig verwirrten alten Elfen, Sirion Silberglanz, der scheinbar den gleichen Weg hatte. In der Akademie angekommen, nervte der trottelige Alte ihre Spektabilität Aljawa Walsareffnaja so lange, bis sie ihn zusammen mit Marjám Kräutersammeln schickte. Bei einem überraschenden Überfall von fünf Goblins mit grünlich brauner Haut, stellte sich heraus, daß der alte Elfe über ein paar Arkane Kräfte verfügte und diese instinktiv einsetzte. Auch Marjám konnte sich seiner Gegner erwehren und die Goblins in die Flucht schlagen. Erneut in der Akademie, den Vorfall berichtend, interessierte sich der Alte auf einmal für eine junge Frau, die vor einiger Zeit die Akademie besucht haben sollte : Etwa 1 Schritt 60 groß, schlank, wohlgeformt, pechschwarze lange Haare, ein leicht gebräuntes, ovales Gesicht mit grünen Augen, ein geschlitzer langer Lederrock, hellbraune Leinenbluse und dunkelgrüne Jacke, ein paar Beutel und ein Stab. Tatsächlich war eine Frau dieser Beschreibung vor einigen Madas in der Akademie, erkundigte sich fachkundig nach einigen arkanen Thesen und reiste weiter nach Nostria. Sirion wollte ihr unbedingt folgen und wie Marjám befürchtete, mußte er weiter "Kindermädchen" für den Alten spielen.

Schauplatz : Joborn   

 8.Travia 5 n.Hal

Die Reise entlang des Ingval verlief ruhig. Sirion sorgte oft für Erheiterung, war meistens fern der Realität und bis auf einen kleinen, letzten Zweifel, hielt Marjám ihn für verwirrt. In Joborn suchte er für sie eine Unterkunft für die Nacht, folgte Sirion in Schlangenlinien durch den Ort und betrachtet die vielen Kneipen, den Wehrtempel der Peraine und Travia und die zahlreichen Bauernhäuser. Gegen Mittag wurden sie von zwei Burschen zu einem Treffen aller Magier in das Gasthaus zum "Hustenden Henker" geladen. Ein alter Trick des Wirtes Jernam Nordark, um Reisende anzulocken und es funktionierte.

Kurz zuvor betraten Erik und Ebinea genau dieses Gasthaus, nachdem sie erstaunt, die auf einem Schemel sitzende Strohpuppe mit Henkersrobe, Kapuze und Beil vor dem Gasthaus bestaunt hatten. Leider gab es, außer der Strohpuppe, keinen "hustenden Henker" und niemand wußte von einer Nachricht aus Kuslik. Deprimiert setzte man sich und genoß eine "Henkersmahlzeit".

Wenige Augenblicke später platzte ein höchst aufgeregter Luinando mit Rovin in das Gasthaus und verschwand in der Küche. Die beiden hatten einer kleinen, abseits von Joborn, auf der anderen Seite des Ingval liegenden Häuseransammlung einen Besuch abgestattet und beunruhigender Weise keine Seele getroffen. In der Küche informierte Jernam den Barden, wen der Skorpion geschickt hatte. Luinando berichtete erregt, wie ihm in Gareth Zwerge zuvorgekommen waren, er erzählte von Rovins Talent, welches er auf der Reise beobachtet hatte und fragte nach den Bewohnern der Häuser. Jernam klagte, daß der Andergastsche Kriegshaufen die Hälfte der Bürger zur Miliz am Turansee geholt hatten. Für Luinando ein herber Schlag, da er viele der Einwohner sehr gut kannte und mochte. Äußerst zornig setzte er sich an einen Tisch in der Mitte des Gasthauses und wie die Motten ums Licht sammelten sich nach und nach die anderen um ihn herum.
Man stellte sich vor, unterhielt sich über die Reisen und kam bei Gesprächen über Gerasim auch auf eine weiße Echse und Xara zu sprechen. Der Nachmittag verging gemütlich, zwei Söldner verließen das Gasthaus, eine graue Gestalt in Roben schaute kurz hinein, der Wirt erfand eine neue Süßspeise "Henkersknöchelchen", zwei verdammt ähnlich aussehende Männer in grüner, pludriger Kleidung wurden als neue Gäste begrüßt und der Tisch, an dem Erik, Ebinea, Marjám, Sirion, Rovin und Luinando saßen, sauste überraschend mehrere Schritt in die Tiefe.

Unten, in einem fenster- und türlosen, gemauertem Raum erschienen drei Gestalten in langen, glatten Kutten und spitzen, die Gesichter verhüllenden Kapuzen. Der Schein einer einzigen Fackel und das spärlich von oben hereinfallende Licht sorgten für eine unheimliche Stimmung. Die Verhüllten stellten sich als "Der Henker, der richtet" in einer schwarzen Kutte, "Der den Friede bringt" in einer weißen Kutte und "Der das Gleichgewicht wahrt" in einer grauen Kutte vor. Erik überreichte dem Henker die Botschaft von Carolan Schlangenstab. Nach vielen Andeutungen, Drohungen und Verhaltensprüfungen, boten die drei im Namen des Skorpions eine gewaltige Belohnung für ein "Geschäft" : Man sollte einen "Schlüssel", die Hälfte eines zerbrochenen sehr alten Amuletts besorgen. Der Schlüssel befände sich im Turm der "Bruderschaft der weißen Hand", einer geheimen Organisation von Mördern und Meisterdieben. Der Zutritt sei allein Mitgliedern der Bruderschaft möglich. Um die Aufnahme zu bestehen, müsse man ihre Aufmerksamkeit erregen, eine absolut "reine Haut" haben und von spezieller Begabung sein. Für diesen Zweck wurde der Gruppe ein kostbarer, großer "Gwen-Petryl-Stein" und ein kleiner Beutel mit 20 Juwelen überreicht. Alle bis auf Luinando willigten ein. Und in den Köpfen aller, schwirrten so viele Fragen.

Schauplatz : Joborn    Nostria   

Die drei Gestalten waren nicht willig, all die Fragen zu beantworten und ihre spärlichen Antworten, sorgten mehr für Verwirrung, als für Klarheit. Nach einer langen Zeit des Schweigens, wurden alle wieder nach oben in das Gasthaus gebracht und die Gestalten verschwanden. Luinando, der sie dort erwartete, entpuppte sich als offenerer und informativerer Gesprächspartner. Er betrachtete die Gruppe als Partner, verheimlichte seine Zugehörigkeit zum Skorpion in keinster Weise und beantwortete die auf ihn hereinbrechende Flut von Fragen so gut er konnte:


Der Skorpion war der Oberste einer Organisation zur Beschaffung und dem Transport bedeutender Gegenstände und Informationen. Es gab kaum etwas, was er nicht beschaffen konnte. Deswegen hatte sich vor einiger Zeit ein Graumagier an ihn gewandt, mit der Bitte, einen sehr alten Schlüssel in Form eines Amulettes für ihn zu finden. Der Magier war sehr aufgebracht gewesen und hatte eine unvorstellbar kostbare Belohnung versprochen. Ein wahnsinniger Gast hätte ihn aus seinem eigenen Turm ausgesperrt und seinen Schlüssel unbrauchbar gemacht. Nur mit diesem alten, originalen Schlüssel, hatte er glaubhaft beteuert, könnte man in den Turm gelangen. Es gäbe keinen anderen Weg. Der Skorpion hatte einwilligt. Dank seiner weitreichenden Verbindungen, hatte er bald eine erste Spur entdeckt. Ein Dieb hatte vor Jahren damit geprahlt, einen Teil eines alten, magischen Amuletts entwendet zu haben, auf das die Beschreibung des Magiers paßte und er hatte versucht es teuer zu verkaufen. Der Dieb bezahlte den Handel mit dem Leben. Doch mit dem Einsatz aller Mittel und Fähigkeiten des Skorpions fand man den Käufer heraus. Es war ein Mitglied der Bruderschaft der weißen Hand gewesen. Die Sammelleidenschaft der Bruderschaft war bekannt und auch das Versteck ihrer Schätze. Ein kleiner Turm im Südosten der befestigten Stadt Vardall an der Nordgrenze Nostrias. Vardall befand sich in fester Hand der Bruderschaft und war für andere Diener des Phex ein lebensgefährliches Pflaster. Der Turm wurde durch einen magischen Mechanismus geschützt, den niemand kannte. Nur Mitglieder der Bruderschaft konnten lebend den Schutz überwinden. Ein Mitglied des Skorpions bezahlte diese Information mit seinem Leben. Ein weiteres Leben kostete der Versuch, sich in die Bruderschaft einzuschleichen. Seine Fähigkeiten waren ausgezeichnet, alles war bestens vorbereitet, aber seine winzige Tätowierung am Fußgelenk entlarvte ihn. Solche höchst komplizierten Tätowierungen dienten vielen Mitgliedern von Phexgilden als unnachahmliches Erkennungszeichen und das wußte auch die Bruderschaft. Der Einsatz von Magie, der Mitgliedern des Skorpions verboten war und die notwendige "reine Haut" verlangte ein anderes besonderes Vorgehen. Der Skorpion schrieb an eine alte Freundin und fragte nach einem Magier ohne Siegel und etwas unkonventioneller Einstellung. Zu seinem Erstaunen wurde sein Angebot, nachdem er von dem merkwürdigen grauen Magier berichtet hatte, ohne weitere Nachfrage angenommen und als sein Bote, Tildin Geridon in der ihm genannten Akademie eintraf, war bereits ein Magier für diesen Auftrag ausgesucht worden. Luinando, der am weitesten von allen herum kam und einen Mordanschlag in Gareth verhindern sollte, wurde beauftragt, einen talentierten, unabhängigen Charakter für die Sache zu finden und nach Joborn zu bringen. Die Suche nach dem zweiten Teil des Amuletts stellte sich als noch schwieriger heraus. Einzig ein paar Gerüchten boten eine Spur, der einer anderen Gruppe folgte.

Mit Hilfe der Reisenden Tralin und Eribion erfuhr die Gruppe noch ein paar kleinere Details über die Stadt Vardall und den Weg dorthin, die sie sich hoffentlich gemerkt haben. Insbesondere wurden sie auf einen kleinen Jungen aufmerksam gemacht, Tirili Blitzfinger, der sich in Vardall sehr gut auskannte, sie wurden vor einer Kneipe mit dem Namen "Krupsch" gewarnt, erhielten die Information, daß der Stadthalter und der Steuereintreiber wahrscheinlich zur Bruderschaft gehörten und man lieber die vielen Steuern und Zölle zahlen sollte, um echten Ärger zu vermeiden. Auf dem Weg nach Vardall sollten sie die Norddrakenburg umgehen und die Engasaler Stromschnellen meiden. Konkrete Fragen zur Person des Skorpions konnte oder wollte niemand beantworten. Im Falle eines Erfolges sollte man sich in Joborn, in einem Rovin bekanntem Haus auf der anderen Seite des Ingvals, einfinden, weitere Anweisungen erhalten und die Hälfte der versprochenen Belohnung finden. Niemand hatte am Anfang bemerkt, daß die ganze genannte Summe auch nur für das vollständige Amulett galt.

 9.Travia 5 n.Hal

Am nächsten Morgen brachen Erik, Ebinea, Rovin, Marjám und Sirion früh auf. Sie stellten ihre Pferde in einem Gehöft südlich der Stadt unter, um mit einem Flößer den Fluß abwärts zu fahren. Ob es einfach nur Pech war oder ob sie einen der Götter erzürnt hatten, es kam an diesem Tag kein Floß und so folgten sie dem Ingval zu Fuß nach Nordwesten. Marjám verpaßte zu seinem Unmut den kaum wahrnehmbaren Pfad zur kleinen Blockhütte eines Kräuterweibleins und wäre etwas später von Sirions Leichtsinn fast ertränkt worden. Ebinea fing sich zum Ärger aller eine höchst lästig und anhängliche Schmeißfliege ein. Weder Rennen, Waschen noch die "zaghaften" Versuche das Vieh zu erschlagen brachten eine Erlösung. Man marschierte den ganzen Tag, bis am Abend in der Ferne ein Gehöft in den umliegenden Felder auftauchte und man dort die Nacht verbringen wollten.

Schauplatz : Nostria   

Die Nacht auf dem Gehöft verlief anders als erwartet. Für zwei Silbertaler pro Person durften die Gefährten kleine Arbeiten auf dem Hof erledigen, wurden Zeuge eines Ehestreits zwischen Bäuerin Maria und Bauer Alfred Alteron, teilten sich ein einfaches Nachtlager und unterhielten sich mit dem Gehilfen Maridon. Erik und Marjám konnten den Zwerg nicht recht einordnen und Ebinea stellte neugierig Fragen. Maridon wurde als "kleiner" Junge auf dem Gehöft von seinem Onkel, einem gewaltigen Kämpfer, abgegeben, nachdem Maridon immer wieder seinen Unmut über den Kampf und seine angedachte Ausbildung zum Krieger frei geäußert hatte. Ihm gefiel die Arbeit, die sein Onkel als Strafe angesehen hatte und blieb auf dem Hof. Sein Geschick mit Holz und Eisen halfen den Alterdons sehr. Durch seine gutmütige, fleißige Art gehörte er bald zur Familie. Und er lernte, sich bei den Wutausbrüchen Marias aus dem Staub zu machen.

 10.Travia 5 n.Hal

Spät am Morgen zog die Gruppe weiter. Ebinea wurde weiterhin von der Fliege begleitet und Erik kam die Sache langsam höchst merkwürdig vor. Ein Odem Arcanum, der von Marjám bestätigt wurde, zeigte ein kräftiges rotes Aufblitzen des Insekts. Den ganzen Tag über jagte einer nach dem anderen die Fliege, ohne Erfolg. Der Rest des Tages verlief ruhig, bis am Abend eine Gruppe Goblins aus dem Wald kamen und den alten Sirion, der die Vögel zum Singen bringen wollte, angriffen. Eine effektvolle grüne Flammenkugel in der Hand Eriks und ein BlitzDichFind von Marjám ließ die Goblins in den Wald flüchten. Man entschloß sich, den Schlangenlinien des Ingvals nicht weiter zu folgen und eine direkte Richtung nach Nordwesten einzuschlagen.

 11.Travia 5 n.Hal

Am nächsten Morgen erwachte Ebinea höchst unausgeschlafen. Die Fliege hatte sie die ganze Nacht über gestört. Wieder begann die Jagd, selbst ein gewagter Paralü Paralein ließ die Fliege kalt, bis Rovin sie endlich zwischen seinen Händen hatte und zudrückte. Ohne Wirkung. Erst mit vereinten Kräften erreichte man das Ziel und packte die leblose Fliege in ein Stück gefaltetes Papier aus Eriks Notizbüchlein. Und wieder tauchten die Goblins auf. Zwei größere, bläulich-braune Goblins befahlen den Angriff. Marjám, Erik und Sirion fingen an zu murmeln, Ebinea und Rovin zogen ihre Waffen, als plötzlich aus heiterem Himmel ein gewaltiger Riese vor den Goblins auftauchte und sie donnernd anbrüllte. Alles rannte. Die Goblins zurück in den Wald, Ebinea und Rovin den Fluß entlang. Erik rief eine unverständliche Entschuldigung und eilte ihnen nach. Sirion, höchst vertieft in einen mächtigen Zauber, wurde von Marjám am Arm gepackt und zur Flucht mitgerissen. Die Störung der Konzentration, gerade im Moment der Entfesselung der Arkanen Kräfte, führte zu einer Tragödie. Eine starke Druckwelle warf Marjám fast zu Boden, eine lauter Knall ließ die anderen Gefährten stehenbleiben und Sirion hinterließ eine verbannte, zwei Schritt breite Stelle im Gras. Daneben lag sein Beutel und ein kleiner, hölzerner Brennholzspan. Von Sirion gab es keine Spur mehr. Der Beutel förderte ein seidenes Taschentuch mit den Initialen "S.S.", eine Stahlmünze mit dem Abbild eines Ritters und dem leicht verzierten Garethischen Buchstaben "P" und eine Spruchrolle zu Tage. Den Rest des Tages steckten Erik und Marjám die Köpfe zusammen und analysierten den Inhalt der Rolle, deren Text und Symbole mit dicker Tinte auf festem Pergament verfaßt war. Sehr zum Leidwesen Ebineas überprüfte Erik am Abend den Zustand der Schmeißfliege, die munter die Chance nutzte und sich zu Ebinea gesellte.

 12.Travia 5 n.Hal

Der nächste Tag ließ die Gruppe erneut auf den Ingval stoßen. Ein Pfad begleitete den Fluß. Am Mittag kam ein Wanderer ihnen entgegen. Ein Magier, Adeptus der Akademie von Licht und Dunkelheit zu Nostria. Als Marjám stolz seine Herkunft mitteilte, verfinsterte sich sofort das Gesicht des Nostrianers und er forderte im Namen des Krieges eine Kampf. Sein Flammenschwert schüchterte Marjám zunächst ein und er blieb in der Nähe von Erik, der wiederum versuchte, Distanz zwischen sich und den Magier zu bringen. Beleidigt über diese armselige Reaktion, bedient sich der nostrianische Magier einfacher Kampfsprüche und seinem Stab. Durchaus wirkungsvoll. Erik, unfreiwillig in den Kampf geraten, verteidigte sich und konnte rechtzeitig einen Ecliptifactus verhindern, bevor er kurze Zeit später durch einen Fulminictus zu Boden ging. Marjáms Konzentration ließ ihn ihm Stich und während sich Rovin und Ebinea von hinten leisen aber schnellen Schrittes näherten, unterlag auch er langsam den Künsten des Nostrianers. Als dieser von drei Personen attackiert wurde, setzte er zornig sein Flammenschwert ein und streckte Marjám und Rovin nieder. Ein kurzer Schlagabtausch mit Ebinea brachte den Magier das in Bedrängnis. Es war nicht unbedingt Ebineas Fechtkunst, nein, beide auf sie geschleuderten Zauber versagten ihre Wirkung. Am Ende seine astralen Energie zog sich der fremde Magier zurück und verschwand, nachdem die anderen langsam wieder zur Besinnung kamen. Man versorgte die häßlichen Verletzungen, festigte den Zusammenhalt und machte sich auf das letzte Stück Weg nach Vardall. Am späten Nachmittag sahen die vier die befestigte Stadt vor sich liegen.

Schauplatz : Vardall   

Eine zwei bis drei Schritt hohe Mauer umschloß die Stadt und den einzige Weg hinein oder hinaus boten zwei gut bewachte Stadttore im Westen und Osten. Nachdem man die Tücken einer Lehmpfütze überwunden hatte, bezahlte man die teure Aufenthaltserlaubnis in der Registratur und erhielt einen kleinen Lederfetzen mit handgemaltem Siegel. Die Gruppe war müde und sucht als erstes eine anständige Unterkunft. Im Wettbewerb der Gasthäuser auf dem Marktplatz gewann der "Eber" und erschöpft sanken alle auf die weichen Betten. Man diskutiert noch kurz über Ebinea's Fliege. Ebinea selbst war nicht mehr überzeugt, die Fliege zu erschlagen, zumal das Insekt, müde geworden, mehr auf ihrem Haar und der Kleidung krabbelte, als ständig umherzuschwirren. Und Ebinea hatte einen Vedacht.

 13. bis 15.Travia 5 n.Hal

In den nächsten Tagen wurde die Stadt erkundet. Das Stadtbild prägten viele bürgerliche Wohnhäusern aus Stein und Steineichen in den meist engen Straßen und Gassen. Viele Geschäfte unterschiedlichster Art ersetzen den üblichen Markt. Schnell wurde klar, daß in dieser kleinen Stadt viel Geld steckt: Die Anzahl der Händler und Läden, ein eigener Botendienst, die einheitlichen rotblauen Röcke der Stadtgardisten, eine Niederlassung des Nostrianischen Fürstenhauses und die Einnahmen durch die unterschiedlichsten "Scheine" und "Gebühren". Nicht jeder in dieser Stadt konnte diese "Lebenskosten" aufbringen. Das Gassenviertel im Nordwesten und die Fischerstraße im Südosten zeugten von Armut und Notstand. Erik und Marjám machten eine sehr kurze Bekanntschaft mit den Fischern. Das große Villenviertel im Nordosten und die Gold- und Schmuckstraße im Süden bildeten einen starken Kontrast. Auf ihrer Besichtigung der Villen, liefen Rovin und Ebinea einem Schwarzmagier in die Arme, der sie kurzerhand als Vagabunden aus dem Viertel schickte. Immerhin fanden sie heraus, daß Tirili "Blitzfinger" ein Sohn der reichen Familie Kornigonassar war und unter Hausarrest in seinem Zimmer saß. Reges Interesse erweckte bei Ebinea und Rovin der Phextempel, in den nie jemand hineinging und das Spielhaus. Leider war zum Betreten des Hauses ein "Handelsschein" nötig, den sie nicht besaßen. Auf dem Weg, einen Schein zu erwerben, gab es einige Verwechslungen mit Fecht- und Schwertmeistern, man entdeckte einen Alchimieladen und sah mehr von der Stadt. Erik und Marjám stießen auf eine hübsche Villa der Familie Aristid und wunderten sich über eine knallrot gestrichene Tür in der Nachbarschaft. Alles in allem wurde die Stadt erkundet, man versuchte bekannte Namen zu erfahren und Kontakte zu knüpfen. Und es kostete immer wieder Geld, bis man einen ersten Überblick über die Häuser und Bewohner Vardalls gewonnen hatte.


Vardall

Städtische Gebäude:
Stadtwachen, Garnison, Stadthalter, Registraturen, Richter, Steuereintreiber, Gefängnis, Fürstenhaus

Läden und Händler:
Stallungen, Haus der Lust, Kleider-Stoffe-Schuhe-Leder, Vardaller Bote, Zimmermann, Buchladen, Seiler, Grobschmied, Fleischer, Artefakte, Kontor, Goldschmied, Bogner, Steine&Kristalle, Schmuck, Alchimie, Süßwaren, Wein, Spielhaus, Lampen, Rüstungen, Bäcker, Kräuterladen

Tempel und Gilden:
Travia, Phex, Holzfällergilde, Flößergilde

Bewohner:
Stadthalter Erwin Hardik, Buchhändler Odopi Lax Brando, Fechtmeister Ibin Peron, Schwertmeister Cäsar Hardik, Kontor Baldur Hardik, Eberwirt Frida Maria, Familie Aristid ( Tanburin Aristid, Anastasia Aristid ), Familie Kornigonassar ( Tirili Kornigonassar ), Familie Barilon, Schreiber Sil Federkiel, Archon Darasan, Magierin Karanina Wasowas, Totengräber Tariban, Phexgeweihte Bruder Bran, Händlerin Cecillia Glimmer, Schmuckhändler Tala Goldbart, Süßwarenhändlerin Hart Linde, Zechstubenwirt Bart Langohr, Händler Korin Kor

Am Abend des 15. Travia lernten die vier zufällig den Neffen des Zechstubenwirtes kennen. Er erzählte einiges über die Stadt und lud sie in das Spielhaus ein. Die Gelegenheit sofort wahrnehmend eilten Ebinea und Rovin, gefolgt von Erik und Marjám hinterher. Marjám mußte seine Zunft verbergen, da Zauberer im Spielhaus nicht gestattet waren. Durch die Begleitung kam man dieses mal ohne Probleme hinein und gab die Waffen am Eingang ab. Nach kurzem Blick über das Treiben, packte alle das Fieber des Spieles. Ebinea gewann ein paar Dukaten beim "Knochenwurf" ohne genau zu verstehen, wie es funktionierte. Erik verlor etliche Heller, die Marjám beim Glücksrad-Wetten durch eine unglaubliche Glückstrehne wiedergewann. Rovin war in dieser Nacht von Phex gesegnet und konnte im Hinterzimmer, in einer kleinen, geschlossenen Runde beim Kartenspiel ein kleines Vermögen gewinnen. Erik's Zwergischer Dolch erregt das Aufsehen eines der Türsteher und einige Zeit später erschienen zwei auffällige Männer. Sie waren in teures, weiches Leder gekleidet, trugen lange, dunkelgrüne Lodenumhänge, kostbaren Schmuck und wertvolle Schwerter. Sie inspizierten den Dolch genau und Erik erfuhr, daß einer der Männer, Poldur Schliffer, auf der Suche nach einem Mörder waren, der solch eine Waffe verloren hatte. Erik erwähnte seinen Gefährten, der einen Mord in Gareth beobachtet hatte und erweckte weiteres Interesse. Die Männer verabredeten sich für den nächsten Morgen bei dem Schreiber Sil Federkiel. Während die anderen weiterspielten, folgte Erik etwas später zwei freundlichen Zwergen zu einem stilleren Platz, als diese ihn vor Poldur Schliffer gewarnt hatten. Dummer Weise entpuppte sich der Weg als Falle. Erik entkam knapp. Er irrte orientierungslos durch die Stadt, bis er die Zechstuben fand und Sil Federkiel traf, der in der gemütlichen Wirtsstube ein Gedicht zitierte. Durch geschickte Schmeichelei schaffte Erik eine weitere Verabredung am Abend. Im Spielhaus entschlüpften die Gefährten einer Kontrolle der Stadtwache und alle fanden sich zufrieden im Eber ein.

 16.Travia 5 n.Hal

Am nächsten Morgen traf Erik mit den anderen etwas zu früh im Villenviertel ein. Auf den Weg dorthin durchquerten sie eine übelriechende bittere Wolke Gestanks und Marjám sah eine kleine, sich auflösende schwarze Wolke über dem Kamin eines Hauses. Am Haus des Schreibers wurden Erik und Rovin eingelassen, während Marjám und Ebinea sich eine andere "Unterhaltung" suchen sollten. Marjám schlug enttäuscht und ärgerlich den Rückweg ein.

Schauplatz : Vardall   

Noch bevor Marjám und Ebinea das Ende der Straße erreichten, eilte Archon Darasan vor Zorn bebend an ihnen vorbei zum Haus des Schreibers. Neugierig und leicht besorgt, folgten sie ihm bis zum Anwesen. Marjám versuchte angestrengt zu lauschen, was Ebinea nicht reichte. Sie wollte einen Blick durch das Fenster werfen und schlich sich heran. Die Begrüßung von Poldur Schliffer wurde jäh unterbrochen, als Archon Darasan laut fluchend in den Raum stürmte und von Poldur gleich wieder rausgedrängt wurde. Rovin und Erik schnappten Fetzen des Streites auf und Darasan beschuldigte Poldur, daß er und sein Turm an dem Mißlingen seines höchst komplizierten Experimentes schuld sei und er dieses Gebäude vernichten würde. Poldur versicherte, daß niemand im Turm war und die Stimmen wurden langsam leiser und unverständlich. Kurz darauf erscheinen beide, Darasan musterte die Besucher und ging. Keiner der beiden interessierte ihn. Beim verlassen des Hauses erwischte Darasan Ebinea, wie sie ihre Finger am Fenster hatte. Immer noch wütend schleuderte er einen Spruch auf sie - ohne Wirkung. Sich die Haare raufend, eilte der Schwarzmagier davon. Erik und Rovin unterhielten sich mit Poldur und erfuhren wieder ein wenig mehr über die Stadt. Rovin hatte damals in Gareth tatsächlich den Mord an einem "Bruder" von Poldur beobachtet, konnte aber wenig zur weiteren Hilfe beitragen. Man verabschiedete sich und Erik hoffte, am Abend bei Sil Federkiel mehr Glück zu haben. Die Stadt wurde weiter erkundet und man bekam den Eingang zum Phextempel heraus. Es ging durch den Süßwarenladen, bei dem immer so viel los gewesen war. Marjám lernte mehr über den Gott Phex und Rovin fiel durch eine großzügige Spende auf. Nicht dem Geweihten, mit dem er lange sparch, sondern dem Besitzer des Süßwarenladens. Durch eine rafinierte Bauweise oder durch Zufall konnte er im Laden allen Gesprächen an der Gedenkschale lauschen. Er sprach Rovin an und vereinbarte ein Treffen mit einem "Bruder". Der Wunsch, ein Mitglied zu werden, rief wenig Verwunderung hervor, wurde aber mit einer Wahrnung bedacht. In der Zwischenzeit wurde Ebinea, die zum Gasthaus vorausgeeilt war, von der Stadtwache wegen versuchten Einbruchs verhaftet und kurzer Hand in das Gefängis geworfen. Die Gruppe, vor allem Erik versuchten darauf alles, sie wieder herauszubekommen. Der Weg über die Registratur, dem Richter, dem Gefängnisleiter und dem Zeugen und Ankläger Archon Darasan stellte sich als zu langwierig und teuer heraus. Eriks Gespräch mit Darasan brachte mehr Ärger als Hilfe und Sil Federkiel konnte nicht helfen, da er nicht der Kläger war. Er trug Erik ein haufen mittelmäßiger, langweiliger Gedicht vor. Man fand sich damit ab, Ebinea einige Zeit im Gefängnis zu lassen. Ebinea erhielt am selben Abend gleich zwei merkwürdige Besuche. Sowohl Darasan als auch Wasowas interessierten sich für Ebineas erstaunliche Resistenz.

Rovin's Kontakt in der Nacht brachte endlich einen Fortschritt. Im Armenviertel der Stadt stellte eine zwielichtige Gestalt in falscher Bettlerkleidung viele Fragen und er war mit einige der Antworten nicht unbedingt zufrieden. Dennoch sollten Erik und Rovin einen Auftrag erledigen. Danach könnte man weitersehen. Der Auftrag war ganz leicht : Sie sollten Tanburin Aristid töten, seine Leiche verschwinden lassen und als Beweis seines Todes seine Halskette mitbringen, die Aristid nie "im Leben" abnehmen würde.

Schauplatz : Vardall   


 17.Travia 5 n.Hal

Als erstes wurde die Gegend um die Villa Aristids gemustert. Ein ausgebranntes kleines Haus diente als praktischer Unterschlupf. Schnell entdeckten die Magier und Rovin, daß jemand anderes vor ihnen auf diese Idee gekommen war. Die Tür war durch eine Falle gesichert, ein Geheimversteckt entpuppte sich als Atrappe und das richtige Versteck wurde von einer agressiven Ratte bewacht. Nachdem der Wächter niedergestreckt worden war, fand man einen Beutel mit einigen Schmuckstücken und einen merkwürdigen Zettel voller Symbole und Namen. Später kam der Verdacht auf, das Tirili Blitzfinger hier sein Versteck haben könnte.

Am Abend stieg man über das Dach, die Mauer entlang hinüber zur Villa. Der Kamin war gegen Einbrecher geschützt, aber mit Hilfe eines Unsichtbarkeitsspruches öffnete Rovin unbemerkt die Vordertür und schlüpfte hinein. Sein neuer "Schlüssel", mit dem er zuvor im Gasthaus "geübt" hatte, war von großem Nutzen. Eine erste, flüchtige Untersuchung des Hauses führte zu dem unangenehmen Ergebnis, daß der Besitzer verreist sein mußte. Die kleineren kostbaren Dinge sowie viele Kleidungsstücke fehlten. Das Haus machte einen aufgeräumten, gepflegten Eindruck. Obwohl ein paar Hinweise auf eine schnelle Abreise zu finden waren. Rovin verließ das Haus durch eines der Fenster, welches er sicherheitshalber nicht schloß und man begab sich erneut zur Beratung in die Zechstuben.

 18.Travia 5 n.Hal

Der nächste Tag brachte die Gewißheit. Die Eltern der Magd erzählten, daß Tanburin und Anastasia zusammen mit ihrer Tochter heimlich und schnell aufgebrochen sind ohne zu sagen, wohin. Nicht einmal ihren Eltern hatte die Magd einen Hinweis gegeben. Tanburin Aristid war außer Reichweite der Gruppe. Man beschloß, in der Nacht die Villa gründlich zu durchsuchen, um Hinweise auf den Verbleib des Besitzers oder seines Amulettes zu finden. Am Nachmittag erkundigte man sich nach Ebinea und erfuhr, daß sie wohl kein Essen erhalten hatte, da niemand dafür gezahlt hatte. Schnell gab man einige Silbertaler und Ebinea bekam endlich anständige Nahrung. Und sie bekam erneut Besuch von Wasowas. Wieder konnte die Magierin nicht Ebineas Schutz durchdringen und ging unverrichteter Dinge, als Tirili in sie hineinstolperte und ein Schriftstück mitgehen ließ, welches er später Ebinea überreichte. Ebinea und Tirili verstanden sich auf Anhieb gut und er erzählte einiges über die "Bruderschaft". Er erzählte von den Schutzgeldern, den Erpressungen, der Handelskontrolle, der zweiten Rechtssprechung und erwähnte eine seltsame Tür im Turm. Er hatte beobachtet, wie Karanina Wasowas auf diesen Zettel gesehen hatte, ein paar der bunten Tiergestalten drückte und dann durch die Tür ging - einfach durch den Stein hindurch. Ebinea wwar nicht klar, ob Tirili nun ein Mitglied war oder nicht. Schließlich war er im Turm gewesen, den nur Mitglieder betreten konnten. Andere, wurden, wie der Junge es ausdrückte, "weggebruzelt". Auf der anderen Seite zeigte er eine fundamentale, moralische Einstellung, hatte offenbar klare Grenzen der Diebeskunst und zeigte keine besondere Freundschaft der Bruderschaft gegenüber. Tirili hielt es nie lange an einer Stelle. Nachdem er zweimal seinen Stubenarrest gebrochen hatte, hatte ihn sein Vater als erzieherische Maßnahme in das Gefängnis geschickt. Als es dem Jungen hier nun auch zu langweilig wurde, flüchtete er mit Ebinea durch einen geheimen Ausgang. Ebinea erhilet den Hinweis, sich an einen "Luchsauge" zu wenden, wenn sie mehr über die Bruderschaft wissen wollte. Ebinea suchte diese Person und zog durch die Straßen. Noch war ihre Flucht unbemerkt geblieben.

In der Nacht brachen die anderen zusammen in die Villa Aristid ein. Gestört wurde das Unterfangen durch das unerwartete Auftauchen von Ebinea. Ein Stalljunge hatte ihre "Kollegen" vor kurzer Zeit Richtung Villa gehen sehen und den Eindruck gehabt, Ebinea irrte etwas herum. Die ausgiebige Durchsuchung brachte einiges zu Tage. In der Villa entdeckte man eine Art Zeitzeiger, dessen Mechanismus ein Geheimfach öffnete. Mit Hilfe eines Gedichtes wurde der Öffnungscode von Erik herausgefunden, während Rovin und Ebinea es mit Glück versuchten. In dem verborgenen Fach befand sich ein Tagebuch mit der Liebesgeschichte von Tanburin Aristid. Es enthielt ebenfalls ein paar Hinweise auf die Bruderschaft und den letzten Beweis, daß Aristid geflüchtete war und nicht vor hatte, zurückzukehren. Scheinbar hatte Tanburin es nicht über das Herz gebracht, daß Buch zu verbrennen, wie es auf der letzten Seite geschrieben stand. Das gewaltsame Öffnen einer Truhe mit doppeltem Bodem, zerstörrte einen magischen Spiegel "des inneren Wesens". Warum dieser Spiegel fest in die Truhe eingezimmert worden war, wird wohl nie mehr geklärt werden. Ein ausgstopfter Hund, ein ausgestopfter Vogel, viele Mäntel, Reste von Schminksachen und die komplette Eßgarnitur wurden inspiziert. Beeindruckend realistisch und von hervorragender Qualität war das Portrait Tanburin Aristids im Arbeitszimmer. Sein Amulett prangte unübersehbar auf seiner Brust, wie er in einem prächtigen Brokatmantel gedankenversunken auf der Bank seines kleinen Vorgartens saß. Es kam die Idee auf, eine Kopie des Schmuckstückes anhand dieses Bildes zu fertigen. Eine verschobene Abdeckung der Küchentür und ein ziehmlich zerkratzter Schreibtisch waren Anzeichen eines anderen Besuchers, der heute vor ihnen das Haus betreten haben mußte. Man richtete alles so her, wie man es vorgefunden hatte und verließ zügig die Villa. In der Zechstuben begann das große Grübeln ...

Schauplatz : Vardall   

 19.Travia 5 n.Hal

Erik unterzog als erstes die Schriftrolle von Sirion einer eingehenden Untersuchung. Er hatte eine verrückte Idee. Sollte es wirklich möglich sein durch ein Abbild der Wirklichkeit zum dem Ort under der Zeit seiner Entstehung zu reisen ? Ein "Analüs" enthüllte eine mächtige arkane Struktur der Schriftrolle. Genauer gesagt, zwei Strukturen. Auf der einen Seite ineinander verworben eine Verwandlung von Unbelebten mit einem Transversalis und den Zeichen eines Portalis, auf der anderen Seite eine Beschwörung, elementares Feuer und tiefe verwurzelte Zeichen der Kraft. Beide Strukturen wurden durch einfache, lose verwebte Kraftlinien verbunden. Und es gab noch etwas. Die Strukturen der zeitlichen Veränderung kannte Erik nur aus dem theoretischen Unterricht, aber er glaubte, sie in dem höchst komplexen Mustern zu erkennen. Zusammen mit Marjám faßten sie den gewagten Plan, durch das Potrait in Aristids Haus zu "steigen" und den einzigen Ort aufzusuchen, an dem sie das Amulet jemals gesehen hatten. Erik bereitete sich sicherheitshalber auf eine Beschwörung vor, kaufte Kerzen und Kreide und dachte über den Wächter der Zeit nach. Rovin, dem der ganze Plan sehr merkwürdig vorkam, überlegte, ob man dann nicht ein anderes Bild bräuchte, um wieder zurückzukommen. Dieser Gedanke wurde aufgenommen und in die Tat umgesetzt. Im "Haus der Lust" wurde am Abend ein leicht erotisches Bild der Männer mit hübschen Begleiterinnen in Öl gemalt, während Ebinea, die in der Stadt nach ihrer Flucht einen vogelfreien Status hatte, im Zimmer auf sie wartete.

 20.Travia 5 n.Hal

In der folgenden Nacht betrat die Gruppe erneut Aristids Haus. Es wurden einfache Vorsichtmaßnahmen für den Fall einer Beschwörung ergriffen, ein Bannkreis mit einem merkwürdigen Sternmuster in drei Schritt Größe gezeichnet, Kerzen aufgestellt, man faßte sich an den Händen, sprach die Formel von Sirions Schriftrolle richtig aus und Erik, Marjám und Rovin verschwanden durch das Bild. Ebinea's neue, unheimliche Magieresistenz verhinderte eine Reise und sie blieb allein in der Villa zurück und wartete.

Die anderen wirbelten in der Zeit zurück und erschienen genau in dem Augenblick, als das Portrait von Tanburin Aristid erstellt wurde. Da dieser von nichts anderem als den Boten des Schwiegervaters seiner Braut wissen wollte, der den Preis für die Hochzeit anholen sollte, gaben sich die drei als diese Boten aus. Die persönlichen Fragen, die Aristid ihnen zur Überprüfung stellte, konnten sie dank des Tagebuches beantworten. Als Preis für die Hochzeit verlangten sie dann das Amulet, welches Aristid ihnen nach einigem Zaudern auch überließ. Schnell zogen sie sich in ein Haus zurück, malten erneut Kreise und zündeten Kerzen an und sprachen den Spruch auf das mitgebrachte Gemälde aus dem Haus der Lust.

 19.Travia 5 n.Hal

Und es funktionierte erneut. Sie wirbelten durch die Zeit vorwärts bis zum Ort und der Zeit der Entstehung des Bildes und trafen im Haus der Lust auf sich selbst, wie sie gerade gemalt wurden. Sie(2) hatten nicht den Rückweg gefunden, sondern ein weiteres Tor der Zeit geöffnet ! Die Malerin rannte in Panik aus dem Raum zur Stadtwache und die drei Gefährten(2) verließen schnell das Haus. Während Marjám(1) und Rovin(1) vor Verwunderung nichts taten, rannte Erik(1) seinem plötzlich aufgetauchten Ego(2) hinterher. Er(2) überredete sich(1), in's Haus der Lust zurückzukehren und dort zu warten, während Erik(2) den anderen beiden Marjám(2) und Rovin(2) in die Zechstube folgte. Sie trafen dort auf Ebinea( die einzige, da die andere Ebinea einen Tag später noch gar nicht existierte! ), die auf die anderen(1), die gemalten werden sollten, wartete. Ihre Verwirrung war groß, als ihr von dem Mißgeschick berichtet wurde, da ja noch niemand durch irgendein Bild gestiegen war. Zudem wollte man den Ring von Aristid und kein Amulet. Das Amulet war vor Jahren von BEtrügern gestohlen worden und seitdem verschollen. Es hatte wohl viel wirbel darum gegeben, aber schließlich hatte Aristid dem echten Boten sein halbes Vermögen gegeben und seine geliebte Anastasia geheiratet. Den anderen(2) viel auf, daß sich Kleinigkeiten geändert hatten. Dinge standen etwas anders, das abgebrannte Haus war intakt und bewohnt und auf dem Portrait in Aristids Villa sahen sie einen recht fröhlichen Aristid mit einem besonders schönen Ring und grünem Schmuckstein. Ebinea hatte eher den Verdacht, daß alle ihre Nase im Haus der Lust etwas zu tief in ein Rauschkraut gesteckt hatten. Die Herren machten sich derweil Gedanken, wie man dieses Dilema wieder beheben konnte. Man dachte über einen Rückweg, über eine oder mehrere Vervielfachungen und anderen Blödsinn nach. Die Stimmung wurde ziehmlich lustig.

In der Zwischenzeit wurden Rovin(1), Marjám(1) und Erik(1) aus dem Haus der Lust abgeführt und zur Stadtwache gebracht. Diese war durch die Erzählung absolut überfordert und rief magischen Rat zur Hilfe. Man brachte nach kurzer Kontrolle der Aufenthaltsgenemigungen die Gruppe zu Darasan, nachdem Karanina Wasowas nicht erreichbar war. Durch die strenge Bewachung und des immer noch in den Gliedern steckenden Schreckens, folgten die drei den Stadtgardisten und fanden sich etwas später im Eingangszimmer des Archon Darasan wieder.

In der anderen Zwischenzeit gingen Rovin(2), Marjám(2), Erik(2) und Ebinea zurück zum Haus der Lust. Man wollte das unfertige Bild sehen und vielleicht dazu benutzen, die ganze Sache rückgängig zu machen. Erik faßte diesen Gedanken ziehmlich wörtlich und sprach, während er rückwärts ging, den Spruch von Sirions Schriftrolle ebenfalls rückwärts. In kürzester Zeit stieg die Temperatur in dem Raum stark an, der Boden began zu vibrieren, die Wände wackelten und während ein Erdbeben einen großen Teil Vardalls zerstörte brach in dem Haus der Lust eine große Erdspalte auf und eine gigantische Hand aus schwarzer Gesteinskruste und glühenden Lavarissen erschien aus der Tiefe. Das Wesen war erboßt, nein zornig ! Seid Ewigkeiten hatte niemand gewagt ihn zu rufen. Seid es keinen großen Wächter der Elemente mehr gab, hatte er seine Ruhe gehabt. Und nun wurde er geweckt und findet hier nichts, niemanden, dem es zusteht ihn zu stören. Das Wesen wurde wütend ! Es entstieg dem Schlund Sumus und alles in seiner Nähe verbrannte durch die sengende Hitze, die aus Sumus Leib strahlte. Die drei Gefährten(2) und Ebinea rannten um ihr Leben. Es war das falsche arkane Muster der Spruchrolle ausgelöst worden. Die Kreatur machte einen Schritt.

Schauplatz : Vardall    Nostria   

Der ganze Südwesten der Stadt Vardall verwandelte sich in einen Haufen Asche. Es blieb nichts, wirklich nichts stehen. Erik(2) versank im Boden der vor Hitze schmelzenden Straße, Marjám(2) rannte als brennende Fackel durch die Straßen und Rovin wurde von einem Hitzesturm erfaßt und ausgelöscht. Keiner in diesem Viertel überlebte die Präsenz des Wesens, daß sich langsam, suchend nach seinem Beschwörer, in Richtung Innenstadt bewegte. Der Nordwesten und Südosten der Stadt Vardall fingen Feuer. Viele Häuser brachen zusammen und begruben die schutzsuchenden Bewohner. Andere vielen den Flammen direkt zum Opfer. Es war ein grausiges Spektakel.

Ebinea bekam von der Zerstörung nicht viel mit. Sie rannten, wie die anderen um ihr Leben, bemerkte weder das blaue Licht, das sie plötzlich umgab, noch die Hitze, die ihren Rücken versenkte. Zu groß war ihre Angst. Von einer Sekunde auf die nächste befand sie sich auf einer friedlichen Lichtung in Mitten eines Laubwaldes. Als sie sich umblickte, sah sie weit oben im Himmel eine weiße Kreatur durch die dunkle, rußige Wolkendecke steigen.

Die drei Gefährten(1) erzählten dem Archon Darasan nur ausschweifend und kurz ihr Zusammentreffen mit sich selbst. Der Archon schenkte ihnen keinen Glauben, doch gerade, als er tiefer in ihre Gedanken eindringen wollte, begann die Erde zu beben. Alle eilten nach draußen, so gut es die wackelnden Wände und der hüpfende Boden zuließen und starrten auf das Chaos des Villenviertels. Menschen liefen schreiend und hilflos umher, Teile der Häuser brachen zusammen und fingen Feuer. Die Temperatur war unerträglich heiß. Das Grauen steigerte sich, als die umstehenden den Kopf und Körper der gigantischen Feuerkreatur sahen. Darasan versuchte gar nicht erst eine Beherrschung, obwohl er einigen mächtigen Kreaturen gegenüber gestanden hatte. Nein, bis er in die Nähe kommen würde, wäre er verbrannt. Es gab allein die Flucht. Marjám wurde losgeschickt, so viele Menschen wie möglich zu Darasan's Haus zu bringen. Rovin sollte die anderen zum Ingval schicken. Das Wasser könnte sie vielleicht schützen. In aller Eile bereitete sich der Archon auf den Spruch "Planastrale Anderswelt" vor. In einem Sphärentor sah er die beste Chance Menschen zu retten. Kurzer Hand saugte er Erik seine Astrale Energie ab, der sich zum Glück nicht wehrte und den Archon gewähren ließ. Als sich das strahlende Tor öffnete, flohen viele Bewohner davor und versuchten Schutz in den Häusern zu finden. Nur einige rannten hindurch und verschwanden. Als die ersten brennenden Steine vom Himmel fielen trat der Archon selbst in das Portal und sah, wie Rovin und Marjám versuchten, den entkräfteten Erik aufzuheben und ihm zu folgen. Doch es war zu spät. Sie würden es in dem Feuerregen nicht schaffen. Unter Aufbringung seiner Kräfte zauberte er einen "Paralü-Paralein" auf die drei und rettete ihr Leben. Die ersten großen Feuerbrocken trafen Marjám und Erik. Durch die Verzauberung prallten sie ohne Schadenswirkung an ihnen ab. Das Portal schloß sich.

Glarandor flog hoch über den Wolken zurück zur Stadt. Er wußte, er sollte sich nicht einmischen. Er durfte nur beobachten. Aber der Elementargigant war auch durch ihre Schuld geweckt worden. Esplendor Gariadan hatte von dem Risiko gewußt und trotzdem die Artefakte in die Hände der Menschen gespielt. Außerdem war der Einfluß von "Chaos" bereits deutlich zu spüren. Glarandor war hier, um ihn zu fangen, nicht um seine Vernichtungen zuzulassen. Selbst auf die Gefahr hin von "Chaos" entdeckt zu werden, er mußte hier eingreifen. So schwang er sich höher hinauf in die Luft, glitt über die dunklen Wolken aus Rauch und Asche und eilte zurück über die Stadt Vardall. Er sah von weitem das Ausmaß der Katastrophe, sah, wie der Gigant brennende Erdsteine auf die Stadt schleuderte, Hitzstürme, die seinen Köper umwirbelten, die Gebäude schmolzen und die rot glühenden Augen aus explodierender Lava nach etwas suchten. Noch höher stieg Glarandor, selbst außer Sicht der elementaren Kreatur. Er atmete tief ein, ließ die Magie seiner Natur wirken und wartet. Die Menschen in der Stadt wurden von einer tiefen Bewußtlosigkeit getroffen. Und Glarandor schoß aus seinem Maul einen Strahl gleißenden Lichtes auf den Elementar. Hitze und Kälte prallten aufeinander. Der Strahl brach lange nicht ab. Dicke Dampfwolken stiegen auf. Der Gigant kehrte um. Sein Zorn war verflogen. Er sehnte sich nach Ruhe und Schlaf und verschwand in der großen Erdspalte, die Sumus Leib zerissen hatte und sich hinter der Kreatur langsam schloß.

 29.Travia 5 n.Hal

Rovin, Marjám und Erik erwachten. Ihre Erstarrung hatte durch die Einwirkung des fremden Zaubers viel länger angehalten. Die wenigen Überlebende der Stadt Vardall hatten sich am Ufer des Ingvals gesammelt und versorgten notdürftige ihre Wunden. Einige waren auf dem Weg zu einer benachbarten Stadt. So traf Kaidojian, der als Bote vom Finsterkamm über Joborn nach Vardall gereist war, auf einige der Überlebenden. Nach kurzer Suche fand er die drei Gefährten, die im Auftrag des Skorpions unterwegs waren. Zu viert machte man sich auf und betrachetet die schrecklichen Reste der Stadt. Einzig das Armenviertel war relativ verschont geblieben und schnell wieder aufgebaut. Das Viellenviertel stand noch zur Hälfte und einige Gebäude in der Holzfällerstraße. Der Westen der Stadt glich dem Erdboden. Die Ausrüstung in der Zechstuben war verloren. Auch die Chance, Ebinea lebend zu finden, war für die Gefährten gleich null. Widererwarten stand der "Turm" der Bruderschaft noch. Schwer angeschlagen, die rechte Hälfte der oberen Stockwerke eingestürzt, wirkte das Gebäude recht unsicher.

Kaidojian kletterte unerschrocken die brüchige Wand nach oben und betrat den Turm. Die Gebäudetür wurde von einem magischen Schutz blockiert und es bestand keine Hoffnung mehr, diese als Mitglied der Bruderschaft zu durchschreiten und das Geheimnis zu ergründen. Nach und nach kamen alle über die eingstürzte Außenmauer in den Turm und landeten direkt vor dem Tor zur "Schatzkammer". Tierbilder und andere Abbildungen aus Metall schillerten auf dem steinernen Tor. Die ersten Öffnungsversuche führten zu schmerzhaften Energieschlägen. Mit vereinten Kräften entschlüsselten die vier langsam das Rätsel mit Hilfe der Lederschriftstücke von Tirili. Der Zusammenhang zwischen dem Madaläufen, den Drachennamen und den Torsymbolen brachte die Lösung. Rovin durchschritt mutig die Steinwand des Tores, während die anderen draußen warten mußten. Es war nur einer einzigen Person möglich, das Turmzentrum zu betreten und dies auch nur einmal am Tag. In manchen Madaläufen war es sogar überhaupt nicht möglich. Diese magische Schutzvorrichtung hatte, wie die meisten Zauber der Karanina Wasowas seine Tücken !

Rovin hatte ohne Lichtquelle in der Dunkelheit Probleme. Stück für Stück verbrannte er Teile seiner Kleidung und konnte in diesen kurzen Momenten die Schmuckstücke und Artefakte erkennen, die auf unzähligen Ebenen des Turmes in die Tiefe führten. Es gelang ihm, dank seiner Talente, die ersten beiden Ebenen zu erkunden und die Gegenstände zu entwenden. Wegen dem ausgehenden Brennmaterial und der zunehmenden Kompliziertheit der Schutzmechanismen gab er auf und kam mit ein paar Schätzen zurück zur Gruppe. Weitere Versuche, das Zentrum erneut zu betreten scheiterten an der Schutzvorrichtung.

 30.Travia 5 n.Hal

Man entschloß sich, die Stadt eiligst zu verlassen, um nicht zufällig einem Überlebenden der Bruderschaft zu begegnen. Nach Kaidojians Bericht über seinen Teil der Aufgabe und die eine Hälfte des Amuletts, daß Sanya, Darlington und er in einem Zwergengrab vermuteten, wollten die anderen ihm folgen. Zumal zwei Magier bei den Andeutungen über das verfluchte Grabmahl sicher von Nutzen sein konnten.

 1.-3.Boron 5 n.Hal

Kaidojian hatte von einem Geoden namens Daruban Stahlauge nördlich von Engasal berichtet, der aus den Gegenständen, die er bei sich hatte, einen Wegweiser zum Grabmahl bauen könnte. Die anderen erinnerten sich an Maridon Stahlauge auf dem Gehöft der Alterdons. Kaidojian und Marjám machten sich mit einem Pferd auf, den kleiner Gehilfen nach diesem Geoden zu fragen. Die anderen gingen zu Fuß nach Engasal, warteten und erholten sich. Erik versuchte mit seinen ersten Kräften, die sechs Gegenstände aus dem Turm zu analysieren.

Maridon war sehr bestürzt über den Tod seines Onkels Odex Stahlauge. Er erinnerte sich, daß ihm sein Onkel für den Fall, daß er zu Angroschs Hallen aufbrach, von einem Verwandten im Steineichenwald erzählt hatte. Er gab eine Beschreibung des ungefähren Weges, denn trotz einiger Überredungskünste wollte er bei den Alterdons bleiben. Er hatte dort seinen Platz gefunden. Kaidojian gab in Joborn einen kurzen Bericht im "Hustenden Henker" und man trat die Rückreise an.

 4.-6.Boron 5 n.Hal

Zurück in Engasal tauschte man alle Informationen, die über das Amulett, seine Herkunft, den Skorpion, die Stahlauges und das Grabmahl des Durin Rangolosch gesammelt worden waren. Erik und Marjá blieben in Engasal und setzten die Analyse der Artefakte fort. Erik wollte kein weiteres Mal in seinem Leben leichtfertig mit einem Artefakt umgehen. Und auch die anderen kämpften noch lange Zeit mit der Tatsache Auslöser dieser Vernichtung gewesen zu sein.

 7.-14.Boron 5 n.Hal

Kaidojian und Rovin machten sich auf die Suche nach dem Geoden. Daruban war im höchsten Maße unerfreut über den Besuch. Er interessierte sich nicht für die Geschichte der beiden und der Tod Odex Stahlauges war ihm gleichgültig. Um die lästigen Besucher schnellstmöglich loszuwerden, erzählte er über die Legende das Grabmahls im Norden des Finsterkammes. Eine einzige Person würde die genaue Lage des Grabes kennen - der Hüter des Tempels des Hammers. Und dieser allein hätte die Möglichkeit das Grab zu öffnen. Den Ort des Tempels würde kein Angroschim verraten und wenn, würde ihn auf der Stelle Ingerimms Hammer zerschmettern. Und selbst wenn sie wüßten, wo der Tempel steht, es würde den Helden nichts nützen: Nur ein Angrosch dürfte die heiligen Felsen des Ingerimmtempels betreten. Es gäbe keine Außnahme, und wenn der Kaiser selbst davor stünde. Also sollten sie ihn jetzt in Ruhe lassen und verschwinden. Kaidojians Frage nach einem Wegweiser führte zu einer Vereinbarung. Daruban würde den Wegweise fertigen und als Gegenleistung nie wieder einen von ihnen zu Gesicht bekommen und sie würden nie über seinen Aufenthaltsort berichten. Der Geode nahm alle Utensilien zur Fertigung an sich. Am nächsten Morgen erhielten sie einen flachen Stein mit einer tropfenartigen Vertiefung in seiner Mitte. Sie müßten einen Tropfen Blut - Zwergenblut - in diesen Stein tropfen lassen und über einer trockenen Stelle von Humus das Blut mit elementarem Feuer verdampfen lassen. Die Luft würde ihnen dann den Weg zu den Ahnen zeigen. Aber es dürfte kein offenes Wasser in der Nähe sein. Rovin und Kaidojian kehrten zurück.

 15.-29.Boron 5 n.Hal

Ebinea hatte die beiden Magier in der Zweischenzeit gefunden. Sie hatte nach Tagen des Umherirrens einige Holzfäller getroffen, die ihr den Weg zur Stadt gezeigt hatten. Dort hatte man ihre Gefährten nach Osten wegziehen sehen und sie war diesem Hinweis gefolgt. Alle zusammen brachen nach Andergast auf. Die Reise ging sehr schleppend voran. Erik war immer noch schwach und auch Marjáms Astrale Energie war durch die Analysen nicht regeneriert. In Joborn gab der Henkerwirt Jernam Nordark, als man ihm die eine Hälfte des Amuletts zeigte, Rovin, Ebinea, Erik und Marjám je 250 Dukaten und Pferde. Die Pferde wurden mit der Belohnung verrechnet. Die andere Hälfte gäbe es für das ganze Amulett. In Andergast besorgte sich die Gruppe neue Ausrüstung. Man umging die Kriegswirren am Turansee weitläufig und kam viele Tage später auf der Nordstraße nach Greifenfurt. Hier traf man auf neue Mitglieder der Reise, handelte einen Vertrag aus und machte sich auf in den Finsterkamm, die zweite Hälfte des Amulets zu suchen.

Ob diese Expedition von Erfolg gekrönt war, ist beim "Erbe des Durin Rangolosch II" nachzulesen.

Der Hauptsitz der Bruderschaft war zerstört. Viele Mitglieder fanden den Tod. Die wenigen Überlebenden hatten ihren Reichtum und ihren Einfluß verloren. Es würde Jahre dauern, bis die Stadt wieder aufgebaut und die Verbindungen und Kontrollmechanismen funktionierten. Ausgelöscht war die Bruderschaft nicht. Einige befanden sich auf Reisen oder erledigten einen Auftrag. Die bedeutsamen Schätze und Artefakte befanden sich noch im Turm. Der oberste Zirkel der Bruderschaft existierte und brannte darauf, den Diebstahl zu ergründen und den Schuldigen zu finden. Ihr erster Verdacht viel auf den Archon Darasan. Niemand sonst hatte genug Macht und er war kein Freund der Bruderschaft gewesen. Und dann gab es noch diese fremde Gruppe von Abenteurern, die überall neugierig Fragen gestellt hatten und wie aus dem Nichts "Mitglieder" werden wollten. Man hätte sie gleich hinrichten sollen, wie sie es vorgeschlagen hatte.


Inhalt Feuertag Beilunker Reiter 02.06.2000