Der Schattenrat


Historica Aventuria 6 n.Hal   




Die Geschichte des Schattenrates

Vor ungefähr 400 Jahren der aventurischen Zeitrechnung betraten 28 Ritter der Dunklen Rose dieses Reich durch ein Portal im Finsterkamm. Sie waren auf der Flucht. Auf der Flucht vor einem Fluch.

Der Hochlord der Ritter der Dunklen Rose verschuldete den Tod seiner geliebten Gemahlin auf tragische Weise. Mit ihren letzten Atemzügen verfluchte sie ihn und all seine Getreuen, die ihm und den Kodex der Ritter ewige Treue geschworen hatten. Der Hochlord wurde zu einem der gefürchtetsten Wesen seiner Welt, einem Todesritter der Fürstin der Nacht. Niemand konnte ihn töten. Er war bereits tot. Er jedoch sprach allein ein Wort der Macht und sein Feind starb. Die Ritter der dunklen Rose folgten ihm und wurden Dunkelritter auf ewig seinem Dienst unterstellt. Einige brachen mit ihrem Schwur. Sie flüchteten durch das Portal, das sie bewachen sollten. Sie verweigerten dem Hochlord ihre Treue.

Es war eine Illusion dem Zorn des Todesritters zu entkommen. Er schickte einen Verfolger, einen Schattenwächter der Zeit und dieses Wesen bestrafte die Ritter mit einem eigenen Fluch. Sie wurde zu Schatten ihrer selbst, weder tot noch lebendig, dazu verdammt in diesem Zwischensein zu existieren und zu leiden. Zum existieren brauchten sie die Energie von Lebenden. Zur Linderung ihres Leidens mußten sie selbige vor den Untoten beschützen. In das Leben zurück konnte sie nicht mehr. Flüchteten sie in den Tod, verwandelten sie sich in dämonische Wesen der Zerstörung, ihrer Existenz bewußt und verloren für alle Zeit. Nur in der Zeit lag ihre Hoffnung, denn die Erlösung kam mit einem unvorhersebaren blitzschnellen Altern und friedlichem Tod. Die Zeit des Wartens war lang. Es gingen Jahrhunderte vorüber, bis die ersten die Erlösung fanden. Die anderen warten noch heute.



Auf Aventurien trennten sich die Flüchtlinge zuerst, um ihre Spuren zu verwischen. Sie verteilten sich in alle Himmelsrichtungen. Der Schattenwächter erreicht sie trotzdem. Zeit und Raum spielten für ihn keine Rolle. Als die Flüchtigen der Strafe gewahr wurden, versuchten sie das beste daraus zu machen. Sie hatten einen Teil ihrer großen, alten Macht behalten und nutzen sie. Sie gründeten Ländereien, agierten geschickt in der Politik und im Handel und stiegen zu Wohlstand, Ehre und Adel auf. Um ihre Existenz zu sichern und nicht der Verfolgung der Kirche und des Rechts ausgesetzt zu werden, organisierten sie sich und gründeten den Schattenrat: Fünf Familien bildeten die hohen Fünf: Den Schatten, das Schwert, die Hand, das Auge und das Wort. Fünfzehn Familien von hohem Stand schworen auf einen neuen Kodex die Treue und unterwarfen sich den Regeln des Rates:

Jeder trug dazu bei, Wesen mit einer Seele gegen seelenlose Kreaturen beizustehen und zu verteidigen. Gemeinsam schafften sie damit eine große Linderung ihrer Schmerzen und machten ihr Dasein erträglich.

Jeder durfte nur an den letzten fünf Tagen des Götterlaufes die Energie der Lebenden nehmen, um seine Existenz zu sichern und der dämonischen Verwandlung zu entgehen. Es schwächte die Lebenden weniger und die bestrafenden Schmerzen waren den Mitgliedern erträglich.

Jeder trug das Leid und die Schmerzen des anderen mit. So gab es ein festes Band der Mitglieder und die Verpflichtungen wurden mit wahrem Ernst behandelt.

Jeder mußte sich für den Erhalt des Rates einsetzen und anderen gegen Feinde und Verfolger unterstützen. Es wurde eine besondere Garde, die Schattenläufer gebildet und im Kampf, der Tarnung und der Treue geschult.

Jeder mußte sich um die Belange seiner Untertanen kümmern und Ausbeutung vermeiden. Einzig zufriedene Untertanen gewährten ihnen die Sicherheit und Heimlichkeit, die sie brauchten. Es durfte höchstens der Zehnt verlangt werden. Die Untertanen mußten als Freie behandelt und außerordentliche Arbeiten bezahlt werden. Jeder war verpflichtet, Lebende und Tote in seiner Feste anzustellen und in die Familie aufzunehmen, um die Gedanken und das Wesen derer zu verstehen und zu achten.

Jeder mußte seine Treue erneuern. Dazu wurde jedes Jahr ein Fest veranstaltet, an dem alle Mitglieder und alle Familien teilnehmen mußten, so daß die Zahl der Teilnehmer 100 ergebe. Der erste Tag galt der Beratung und dem Gespräch und der Erinnerung an die Vergangenheit. Der zweite Tag galt der Entscheidung, der Abstimmung und dem Fest des Seins. Alle fünf Jahre galt es einem der hohen Fünf dieses Treffen auszurichten und zu laden zu einem besonderen Fest: Dem Tanz der Schatten.

Die Götter des Reiches mußten von jedem respektiert und anerkannt werden. Der Kirche war der Zehnt zu zollen. Eine Anbetung der Götter wurde nicht verlangt.

Den Verpflichtungen des Reiches war Folge zu leisten, wie es das Gesetzt des Bundes oder des Kaisers verlangte, wenn auch in Maßen und mit der vorbehaltenen Zweckmäßigkeit.

Die Mitglieder des Schattenrates verabschiedete den Kodex und schworen ihre Treue. Sie wählten die Hohen Fünf in den Stand des Rates :

Das Wort
Der Hochwohlgeborene, Markverweser, Lorenzo de Sabidurio zur Feste Donnersturm in der Schwarzen Sichel
Das Auge
Der Hohe Herr, Ritter der Lordgarde, Kobald Surin zur Nachtwacht in der Roten Sichel
Die Hand
Die Wohlgeborene, Edle, Ophelia Lugotaan von Landran's Turm in den Nebelzinnen
Das Schwert
Der Hochgeboren, Freiherr, Amstrad de Brion zur Burg zur Dunkelschlucht im Finsterkamm
und seine Gemahlin, die Hohe Dame, Ritterin des 1. Regiments Anastasia de Brion
Der Schatten
Der Hochwohlgeboren, Graf Lorac Delamar, Hüter des Schloßes Drachensteins im Finsterkamm
und seine Gemahlin, die Hochwohlgeborene, Gräfin, Chantal Lion Delamar

Das Wort war verantwortlich für Angelegenheiten der Rechtsprechung und der Politik mit dem Reich und im Schattenrat. Das Auge war verantwortlich für die Gewinnung und Weitergabe von Informationen und für das Aufspüren seelenloser Bedrohungen. Die Hand war verantwortlich für die Betreuung und Hilfestellung Wiedergeborener und gefesselter Seelen, die im Reich trotzdem als Untote oder Verdammte angesehen und gerichtet wurden. Das Schwert war verantwortlich für die Vollstreckung und den Kampf gegen seelenloser Bedrohungen. Der Schatten war verantwortlich für die Überwachung und Erfüllung der Aufgaben des Rates. Ihm im besonderen oblag die Vernichtung dämonischer Wesen und der Schutz des Wächters.



Die Mitglieder des Schattenrates arbeiteten gut. Im Laufe der Zeit spielte sich die Organisation ein und ihre Macht wuchs weiter. Nach hunderten von Jahren fanden die ersten Mitglieder ihre eigene Erlösung. Der Rat verlor vier Familien und die anderen übernahmen ihre Aufgaben. Andere Mitglieder fanden einen gewaltsamen Tod, wandelten als dämonische Wesen durch das Land und wurden in die siebte Sphäre verbannt. Der Rat verlor drei Familien und die anderen übernahmen ihre Aufgaben. Titel, Besitzt und Länderein gingen an das Reich oder an einen treuen Untertan, so daß kein Mitglied einen Vorteil am Tod eines anderen hatte.

In der Zeit Kaiser Hal's verschwanden zum ersten mal vier Mitglieder spurlos. Das Band des Rates wurde nicht zerissen, sie fehlten einfach von einer Sekunde auf die andere. Das Auge begann die Vorfälle zu untersuchen und erstattet dem Rat Bericht. Es gab keine Hinweise, keine Zeugen, nichts. Sie waren und blieben verschwunden. Der Rat verlor drei Familien und die anderen übernahmen ihre Aufgaben. Nach diesen Vorfällen diskutierte der Rat über die Aufnahme neuer Mitglieder aus den Reihen der Sterblichen. Die Tradition war stärker und die Gefahr Wesen zu ernennen, die den Begriff des Lebens zu einseitig verstanden, war der Mehrheit des Rates zu groß.



Doch wie bei vielen Bündnissen die sich über Jahrhunderte nicht änderten, schlich sich auch in den Schattenrat Unachtsamkeit, Schwäche, Vernachlässigung und Machtgier ein. Der Vorfall auf Schloß Drachenstein und die Vernichtung des verräterischen Schattens Lorac Delamar durch die ehrwürdige Ritterin und Gemahlin des Schwertes Anastasia de Brion erschütterte den Schattenrat schwer, drohte ihn gar zu vernichten.

Es war den Anstrengungen des Freiherrn Amstrad de Brions zu verdanken, daß der Rat nicht vollständig zerbrach, sondern sich mit neuer Kraft formierte. Zu den wichtigsten Neuerung des Kodex zählte :

Die Möglichkeit der Aufnahme neuer Mitglieder, die den Schatten berühert hatten.

Ein Kontrollsystem in der Rechtsprechung, welches Vernachlässigungen der Pflichen und Verstöße gegen den Kodex aufdecken und ahnden konnte.

Das Verbot mehr als zwei persönlich unterstellte Schattenläufer zu befehligen. Die Schattenläufer unterlagen einem Wechsel ihrer Dienstherren. Die Ausbildung wurde an zwei verschiedene Orten vom Schatten und dem Schwert durchgeführt.

Zum Ausbau politischer Macht wurde die Verflechtung mit anderen Adelshäusern ermöglicht. Ebenso durfte im privaten Bereich eine Vermischung im Sinne der Travia und Tsa mit "Nichtschatten" vollzogen werden, sofern dies möglich war.

Die Führung der Untertanen wurde weniger streng reglementiert, jedoch durfte es zu keinem Unfrieden kommen.

Die Wahl der Hohen Fünf mußte alle fünf Jahre erneut stattfinden und unabhängig von Rang und Titel sein.

Die Mitglieder des Schattenrates verabschiedete den geänderten Kodex und schworen ihre Treue. Sie wählten die Hohen Fünf in den Stand des Rates :

Das Wort
Die Wohlgeborenen Zwillingsschwestern, die Dame Ariana und die Dame Eritania Lugitari aus der gelben Sichel
Das Auge
Ihre Exzellenz, der Mondschatten, Thalion Trendfort zum Schloß Tavidon im Steineichenwald
Die Hand
Die Wohlgeborene, Edle, Ophelia Lugotaan von Landran's Turm in den Nebelzinnen
Das Schwert
Der Hohe Herr, Ritter Kobald Surin zur Nachtwacht in der Roten Sichel
Der Schatten
Der Hochgeboren, Freiherr, Amstrad de Brion, Schloß Drachenstein im Finsterkamm

In Ehre und in Gedenken an die Ritterin der Dunklen Rose des 1. Regiments des Hochlords,
die Hohe Dame Anastasia de Brion.

In ewiger Liebe - Amstrad



Bruderschaft Feuertag Beilunker Reiter 23.08.2001